Zur 'Transformation' der neuen politischen Eliten in Italien – von den 1990er Jahren bis heute

PD Dr. Francesco Di Palma

Giorgia Meloni, Matteo Salvini und Silvio Berlusconi im Quirinal, 2018 (Quirinale.it, Attribution, via Wikimedia Commons, URL: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Meloni_Salvini_Berlusconi.jpg)

Im Rahmen des Projekts "Re-Konstruktionen des Deutsch-italienischen wissenschaftlichen Forums für Zeitgeschichte und Politik" (in Kooperation mit der Villa Vigoni – Deutsch-italienisches Zentrum für den europäischen Dialog, gefördert aus Sonderprojektmitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung [BMBF]).

Das Forschungsvorhaben geht der Frage nach, ob, inwieweit und warum es zu einer 'Transformation' der politischen Eliten in Italien in den letzten drei Dekaden gekommen ist. Beabsichtigt wird, eine prosopographische Untersuchung durchzuführen, bei der die soziokulturelle Herkunft und der professionelle Werdegang ausgewählter Eliten kritisch erklärt und nachgezeichnet werden sollen. Vor diesem Hintergrund verdient der Aufstieg "rechtspopulistischer" Bewegungen besonderes Augenmerk.
Der Transformationsprozess hin zu einer digitalen Gesellschaft, der in Italien nach der Implosion der "Ersten Republik" (mani pulite) Anfang der 1990er Jahre entscheidende Impulse erhielt, warf mannigfaltige Herausforderungen für die Parteienlandschaft auf. Die Funktionsbedingungen der Demokratie wurden durch diesen Strukturwandel der digitalen Öffentlichkeit bzw. durch den damit einhergehenden umfassenden Informationszugang völlig verändert. Solche Entwicklungen haben Rückwirkungen auf die Arbeitsweise der Parteien gezeitigt und Möglichkeiten der gesetzlichen Steuerung der Verwaltung durch die Digitalisierung erschlossen. Gleichzeitig haben Modernisierungsprozesse aber auch ungeahnte Konsequenzen nach sich gezogen, etwa einen auffälligen Mitglieder- und Wählerverlust der (Volks-)Parteien und eine allgemeine "Politikverdrossenheit" der Bevölkerung.
Welche Strategien entwickeln Parteien und deren neue Eliten, um Probleme der Kommunikation und ihrer Existenzberechtigung aufzufangen? Hat sich die Förderung aktiver Parteimitgliedschaft in den letzten drei Dekaden verändert, und wenn ja inwiefern? In welchem Verhältnis stehen dabei Eigenkompetenz und kollektiver Nutzen?
Die Quellenbestände u.a. der Camera dei Deputati und des Senato della Repubblica bilden für die Beantwortung dieser Fragen eine entscheidende Grundlage. Aufgrund des methodologischen Ansatzes der Studie spielen auch Ego-Quellen und Zeitzeugeninterviews eine wichtige Rolle.

PD Dr. Francesco Di Palma
Wissenschaftlicher Mitarbeiter Projekt "Re-Konstruktionen des Deutsch-italienischen wissenschaftlichen Forums für Zeitgeschichte und Politik" (gefördert vom BMBF)
(2021–2023)